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Der Rückschlag vom Aug. 1934 - dann mit 3 Motoren

Zurück zu dieser kostbaren (Magnetband-) Apparatur von 1934. Der Vertriebs-Direktor Elfe sah, wie bei der vorbereitenden Vorführung für die Messe das Band mehrfach riß und die Bedienung nicht richtig klappte.

 

Das Ergebnis: kurz vor Beginn der Funkausstellung (Aug 1934) wurde die Vorstellung wieder abgeblasen. Wir waren alle furchtbar traurig, denn die ganze Hektik und Mühe war vergeblich gewesen, aber wir sahen ein, daß wir mit einer solch unsicheren Apparatur nicht vor die Öffentlichkeit treten konnten. Nun hatten wir wieder ein Jahr Zeit für neue Konstruktionen und zum Umdenken.

 

Da hatte Dr. Volk die geniale Idee mit der Drei-Motoren-Maschine und damit wurde er der eigentliche Vater des (volkschen) Drei-Motoren-Antriebs.

das hier ist bereits das verbesserte AEG K2

Herr Undermann war ein sehr tüchtiger, genialer Konstrukteur, der sich wirklich bemühte, uns Apparaturen zu schaffen, die den hohen Anforderungen an Feinfühligkeit und Betriebssicherheit genügten. Und so konstruierte er eine ganz neue Apparatur. Wieder nahm man eine große Aluminium-Platte, an die unten Motore angeschraubt wurden. Wir nahmen für die Wickelmotore Staubsaugermotore, die derart abgeändert waren, daß sie oben einen Flansch zum Anschrauben trugen, damit man sie mit vier M6-Schrauben an die Platte schrauben konnte.

 

Die Platte wies auch eine entsprechende Vertiefung für die Mitnahmeteiler auf, in der nachher diese 2 mm starken Aluminiumscheiben lagen. Die Teller verhinderten, daß das Band unter den Wickel geriet, wenn sich beim Anfahren eine Bandschleife bildete. Normalerweise sollte das Band etwa 1 mm Abstand von den Tellern haben. Vorne war eine Ausbuchtung für den schwenkbaren Kopfträger eingelassen und in einer weiteren Vertiefung war der Tonmotor mit seiner 13 bis 14 mm starken Bronzerolle befestigt, die der Gummirolle gegenüberstand. Diese Gummirolle wurde in der ersten Ausführung von einem Zugmagneten gegen die Tonrolle gedrückt. (Anmerkung: später nannte man das die Capstan Welle.)

 

Das bewährte sich aber absolut nicht, denn obwohl eine starke Feder dazwischengeschaltet war, kam es doch vor, daß die Magnete überbeansprucht waren, dann fingen sie an zu "trillern" und man mußte noch einmal einschalten - das war eine nicht gerade ideale Konstruktion.

Konstruktionsdetails der ersten 3Motoren Maschine

Die 3 Koffer des Magnetophons - ein original Foto-Bild aus dem 1936er AEG Geschäftsbericht für das Jahr 1935 (es ist das AEG K2)

Die Motoren waren folgendermaßen gesteuert: sie trugen als Sonderausführung unter dem oberen Lagerschild eine kleine Bremstrommel, um die ein innen mit Filz belegtes Stahlband gelegt war. Dieses Stahlband war einseitig eingespannt und verschraubt. Am freien Ende trug es einen kleinen Steg, der zu einem Zugmagneten führte; In dem Augenblick, in dem eingeschaltet wurde, zogen alle Magnete an, lüfteten die Bremsen und gaben die Motore frei. Auch der Tonmotor wurde freigegeben und konnte hochlaufen, und im gleichen Moment fuhr auch die Gummirolle an. Beim Einschalten war das große Problem, daß der kurze Ruck, der dann entstand, wenn die Gummirolle gegen die Tonrolle gezogen wurde, oft schon genügte, daß das Band riß, weil es sehr empfindlich war.

 

Das ging alles schon ganz gut. Wir waren so weit, daß man mit dem Gerät schon richtig arbeiten konnte, wenn man nur den Trick kannte, das Band etwas straff zu halten. Wir waren eigentlich guter Zuversicht. In Treptow war ein Verstärkerkoffer gebaut worden, auch zum Laufwerk gab es einen hübschen, mit Kaliko schwarz bezogenen Koffer. Alles machte einen ordentlichen Eindruck. Außerdem gab es einen separaten Lautsprecher und ein Kammermikrofon, das in einem Sockel federnd eingebaut war. Es gab damals nichts anderes, obwohl es nicht ideal war für eine gute Übertragung, denn ein Kohlemikrofon rauscht ja immer. Und außerdem hatte die Kohle die Eigenschaft, sich durch Erschütterungen langsam zu setzen, so daß das Mikrofon immer unempfindlicher wurde. Man mußte es dann umdrehen und beklopfen, dann war wieder die alte Lautstärke da.

Aug 1935- Das AEG Magnetophon K1 ist endlich fertig

Und hier das Original-Bild des ersten AEG Magnetophons AEG K1 aus 1935

Also, das war eine Maschine! Wenn man bedenkt, daß nach zwei Jahren aus dem Nichts eine Drei-Motoren- Maschine mit Verstärkerkoffer, Lautsprecherkoffer, mit diesem Komfort, mit Fernsteuerung vom Mikrofon und Anzeige des Bandvorrats, auf die Beine gestellt wurde, dann konnte man nur sagen: Hut ab! Wir kamen mit dieser Apparatur in zwei Versionen auf die Ausstellung. Diese Maschine, die Kofferapparatur, entstand bis zum August 1935. Unabhängig davon hatten wir noch eine Maschine in Truhenform, die sogenannte FT 1.

 

Der Ausstellungsstand auf der Funkausstellung war wunderschön hergerichtet, alles war mit gelbem Flanell bezogen. Die "Koffer-" Apparaturen standen auf größeren Sockeln, während die "Truhen-" apparaturen auf niedrigeren Sockeln waren, so daß sie leicht bedienbar waren. Herrliche Gloxinien mit wunderbaren roten Blüten und sattem Grün bildeten einen schönen Kontrast. An den Wänden waren riesige Transparente angebracht, die die Anwendung des Magnetophons illustrierten. Einmal wurde es propagiert für Geburtstagsfeiern, auch Hochzeiten, dann für Betriebsversammlungen. Auf anderen Transparenten wurde auf Verhöre bei der Polizei und die Aufzeichnung politischer Veranstaltungen und so weiter hingewiesen.

Zwei Tage dauerte der grandiose Erfolg.

Das ging zwei Tage lang gut. Am Abend des dritten Tags, wir waren schon zu Hause, gab es auf der Straße plötzlich Unruhe und Stimmengewirr, man blickte aus dem Fenster und sah einen glutroten Himmel. Was ist das? Am Funkturm brennts. Ich setzte mich gleich in die Bahn und fuhr zum Westkreuz. Es blieb einem fast das Herz stehen, die ganze Funkausstellung, alle aus Holz gebauten Funkausstellungs-Hallen standen in hellen Flammen.

 

Die Menschen schrien oben im Funkrestaurant, die Scheiben platzten, sie konnten über die Leitern vor lauter Hitze nicht heraus. Die Feuerwehr besprühte alles, weil man Angst hatte, daß sich der Turm wegen der Hitze verziehen könne; es war entsetzlich. Ein Vertriebsman von Telefunken wollte noch eine Aktentasche herausholen oder die Tageskasse, er blieb in den Flammen stecken. Er wußte nicht, daß die Tür nach innen aufgeht, sondern wollte sie nach außen aufmachen und von AEG ist auch jemand in der Halle umgekommen.

Es tobte ein derartiger Feuersturm, daß nichts mehr zu retten war. Ausgelöst wurde die Sache - so habe ich gehört - durch eine Nipkow-Maschine im Keller (Anmerkung des Autors: die von der AEG gemietete Messe-Halle hatte einen Keller unten drunter), mit der man von Filmabtastern schon irgendein Programm auf Fernsehgeräte, die ebenfalls 1935 Premiere hatten, übertragen konnte. Zu dieser Maschine gehörte eine große Filmspule. Es war Vorschrift von der Polizei und der Feuerwehr, daß nur Sicherheitsfilm (also kein Nitro) verwendet werden durfte.

 

Rechts im Bild (aus einer alten Dokumentation): der angebrannte aber angeblich gerettete "Mechau Projektor" ????, der angeblich dieses Unglück ausgelöst haben soll.

 

Nun muß aber Sicherheitsfilm bildlich oder aus anderen Gründen nicht sehr günstig gewesen sein; jedenfalls hatte man, um der Vorschrift Genüge zu tun, am Anfang tatsächlich Sicherheitsfilm verwandt und weiter hinten kam Nitrofilm. Durch einen unglücklichen Umstand riß der Film, blieb im Bildfenster hängen, und die ganze Spule brannte. Durch einen Durchbruch im Fußboden schoß eine riesige Stichflamme in die Austellungshalle, setzte in Sekundenbruchteilen die Dekoration in Flammen, und das brannte wie Zunder. Es war nichts mehr zu retten, und man konnte nur sagen: Rette sich, wer kann.

Nachtrag des Autors Gert Redlich:

Die ganze Story mit dem Nitrofilm ist nicht schlüssig, denn in dem Telefunken Linsenkranzabtaster steckte ja der Mechau- Projektor und der hatte einen unproblematischen kontinuierlichen linearen Filmtransport (also nicht ruckartig wie bei dem Malteserkreuz). Das war ja seine Stärke.

Mit einer sehr komplizierten drehenden Spiegeltechnik wurde jedes einzelne Bild des Filmfensters mit kontinuierlich laufendem Film auf die Bildwand oder dort im Keller die Fernsehkamera projiziert.

 

Es ist unwahrscheinlich, daß bei dieser schonenden kontinuierlichen Bewegung der Nitrofilm gebrannt haben sollte, weil der Film vor dem angeblich heißen Lichtstrahl hängen geblieben war. Jedoch sieht der gewaltige Standfuß rechts im Bild nach einem Mechau aus. Es ist also nicht ganz klar, was da im Keller der AEG Magnetbandhalle mitsamt dem Nitrofilm abgebrannt bzw. explodiert ist.

 

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